Scheitern um zu lernen

„Verdammte Scheiße!“ tritt gegen die Wand „Mist!“ spuckt gegen die Wand – so oder so ähnlich war der Besuch einer der ehemaligen Größen des Klettersports abgelaufen, erzählte mir ein Kumpel, der in einer Boulderhalle in München arbeitet. Grund dafür war ein Boulder, den er seiner Meinung nach hätte durchsteigen müssen aber nicht schaffte.

Dass uns das Ego in der ein oder anderen Weise auch beim Klettern im Weg steht, darüber hat Mark Reeves einen interessanten Artikel geschrieben:

Failure: Is Not an Option?

 
Auf der anderen Seite teilt Eliz ihre ganz persönliche Erfahrung mit „Ego&Klettern“, und wie sie damit umgeht (lesenswert!):

More than a Climber

 
Und auch wenn wir es nicht immer schaffen, unser Ego zu Hause zu lassen und mit unserem Scheitern vernünftig umzugehen, ist doch jeder Sturz eine Chance. Eine Chance, besser zu werden, Bewegungsabläufe zu optimieren, Koordination zu verbessern, kurz gesagt: Ohne Scheitern lernen wir nichts. Einfach mal im Hinterkopf behalten, wenn man das nächste Mal gegen die Wand treten möchte 😉
 
 

Buchbesprechung: DAV Trainingsskript Wettkampfklettern

Der Neueinsteiger in meiner Trainingsbibliothek ist das „Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern„. Da es soweit ich weiß ausschließlich per Internet zu beziehen ist, stelle ich es euch im Folgenden kurz vor. (Sollte die Verwendung der Covergrafik oder das Zitat der Beispielübung unerwünscht sein bitte ich um eine kurze Nachricht, siehe Kontakt.)

Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern

Buch: Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern (Copyright: Ressort Spitzenbergsport des DAV, München 2010)

Was steht drinn:
Von den ca. 70 Seiten des Buches sind

  • 10 Seiten allgemeine Informationen und Trainingsplanung sowie
  • 60 Seiten Übungen.

 
Der erste Teil ist im Grunde eine kurze Vorstellung des von Köstermeyer bereits auf klettertraining.de unter Trainingsplangrundlagen und Vorträge vorgestellten Modells der Trainingsplanung der Nichtlinearen Periodisierung. Als Hilfsmittel gibt es ein interaktives Tool zur Trainingsplangestaltung online. Der zweite Teil ist eindeutig der Schwerpunkt des Skripts und zeigt auf jeweils einer Seite (selten zwei oder drei) eine Übung fürs Klettertraining, die also gut kopiert und zum Training mitgenommen werden kann.
 
Die Aufteilung des zweiten Teils lautet

  • S. 12-47 Technik
    • S. 12-24 anstrengend
    • S. 26-39 mittel
    • S. 40-47 leicht
  • S. 49-72 Kondition
    • S. 49-55 Maximal- und Schnellkraft
    • S. 57-64 Kraftausdauer anaerob
    • S. 65 Kraftausdauer aerob
    • S. 66-72 Sonstiges (Dehnen, Warmup, …)

 
Beispielseiten
Hier wollte ich gerne 2 Beispielseiten veröffentlichen, auf eine Antwort von Wolfgang Wabel (DAV-Abteilungsleiter Sportklettern – Skibergsteigen – Leistungsbergsteigen) warte ich jedoch bisher vergeblich…
Bis dahin mal ein kurzer Auszug als Beispiel:
„Boulder Shoot Out: (…) Klettere mit einem gleichstarken Partner sechs bis zehn Boulder! Du hast je Boulder eine vorab festgelegte Anzahl von Versuchen (1 bis 3). Derjenige, der in dem Boulder mit den vorgegebenen Versuchen am weitesten kommt, bekommt einen Punkt, der andere keinen. (…) Bemerkungen: Sind die Partner nicht gleichstark muss ein Handicap vereinbart werden. Zum Beispiel über die Anzahl der Versuche oder ein geringes Zusatzgewicht. (…) Varianten: Das Gleiche funktioniert auch mit Routen. (…)“ (aus: „Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern“, S.19)
 
Positives

  • sehr breite Auswahl an Übungen, so wird das Training nie langweilig
  • das Planungstool auf klettertraining.de ermöglicht das einfache Aufstellen eines 4-Wochen-Plans
  • man kann sich einfach kurz vor dem Training 1-2 Übungen herauspicken

 
Negatives

  • nur ein einziger Beispieltrainingsplan
  • Infos zur Trainingsplanung nur rudimentär (Zusatzmaterial)
  • im Layout sind ein paar sehr grobe Schnitzer…
  • kein Inhaltsverzeichnis o.ä.

 
Neutrales

  • „lediglich“ eine Übungssammlung, man darf nicht zuviel erwarten
  • meine Meinung: etwas unhandliches Format, aber es ist ja auch ein „Skript“ und kein „richtiges“ Buch

 
Verbesserungsvorschläge

  • Inhaltsverzeichnis mit Liste zum Abhaken von Übungen wäre sinnvoll (selbermachen?)
  • das Layout muss dringend professionalisiert werden (der jetzige Stand ist selbst für absolute Laien eigentlich nicht vorzeigbar)

 
Fazit
Sicher nicht der neue heilige Gral im Klettertraining, aber eine solide Sammlung an Übungen um besser Klettern zu lernen. Wer das Werk auch als solches begreift, wird mit dem Skript einiges anfangen können. Viele der Übungen sind natürlich schon lange bekannt und auch einige davon online verfügbar (beispielsweise hier (pdf), meine Linksammlung, klettertraining.de, kletterkader.com). Der Teil zur Trainingsplanung ebenfalls (1, 2). Trotzdem als Zusammenfassung sehr praktisch und der Preis ist völlig in Ordnung (10 Euro plus Versand). Eine Zweitmeinung gibts hier.
 
Bezug
Im DAV-Onlineshop, aktuell jedoch vergriffen. An einer neuen Auflage wird angeblich gerade gearbeitet.
 
 

Klettertraining – der Stand der Dinge

Ihren Printartikel, in dem kurz der aktuelle Stand der Trainingslehre dargestellt wird, hat die klettern jetzt auch online gestellt:

Jenseits der Klimmzüge (klettern.de)

 
Wer sich ab und zu auf dem laufenden hält wird nichts neues finden, für alle anderen aber eine gute Zusammenfassung!
 
 

Fingerkrafttraining am Fingerboard für Anfänger und Fortgeschrittene (Ned Feehally)

Wer schon immer stählerne Finger wollte findet außer den zahlreichen Artikeln in diesem Blog nun auch eine Übersicht von Ned Feehally:

Fingerboard Training – Beginner (Ned Feehally)

in dem er nicht nur die verschiedenen Griffpositionen sowie die Möglichkeiten des Beastmaker Fingerboards vorstellt, sondern ebenso einen Trainingsplan für Anfänger und einen für Fortgeschrittene! Zum Ausdrucken auch als pdf verfügbar.
Die Infos gibts zwar so ähnlich schon lange auf der Beastmakerseite, neu sind aber Bilder und Videos.
 
 

Großes Interview mit Patxi Usobiaga!

Patxi Usobiaga, seines Zeichens Lead-Worldcup-Gewinner 2009 beim Wettkampf in China und schon lange unter den Top-10 im Schwierigkeitsklettern am Plastik (und auch am Fels bis 9a+ unterwegs!) hat ein sehr ausführliches Interview gegeben, in dem er vor allem zu seinem Training ausgefragt wird:

Patxi Usobiaga Interview

 
Wer sich mit Klettertraining beschäftigt – lesen!!!
 

Patxi Usobiaga (aus PROGRESSION)


 
Teaser (Hervorhebungen: kletterblog):

The big picture of my training is the typical one. They are progressive and directed to an specific goal or date. Three main cycles: first, build a basis (gym, etc.); second, quantity (lot of climbing gym, campus, board, etc.); third, quality (hard routes, bouldering, etc.). As simple as it looks, the complexity is within those cycles: what are the best exercises, the most easily transferred to climbing, the most appropriate for me, possible innovations? I really like training and enjoy every single training session, because I can feel, day after day, that I am improving, that I am a better climber.

I train 5 days a week, taking a couple of afternoons off. On weekends, I climb outdoors (which is kind of rest if you compare it with a typical training session). After so many years training, my body supercompensates faster than before and now I need to take fewer rest days.

I try to avoid the use of pharma as much as possible. I don’t take anything that will help me train, I don’t believe in those. Nowadays, I only take vitamin C to avoid catching colds easily. Nothing to recover or to develop, I don’t believe in that. Years ago I used electro stimulation, but not anymore, I don’t have time for that, even though it can help.

I am 1.74m tall with and ape index of 1,76. I weigh around 60-62 kg, depending on the season. I can pull up 28 times on two hands and barely once with one hand when I am in my best shape. It seems I beat Adam on this, they should start every comp with a one-arm pull up then (not two, just one ;). Still, strength is one of my weak points…

If you want to improve your climbing level through training, you have to enjoy training. Since you have to spend a lot of time enclosed in the gym, enjoying the process of getting in shape is essential. You cannot be thinking all the time of the project you want to accomplish and find the motivation to train there because then, at some point, it is very likely that you lose it and give up. If you don’t enjoy training, you better find another system like climbing outdoors.

 
Hier der am Dienstag erschienene Eintrag in seinem Videoblog – kann jemand Spanisch?