Felssperrung wegen Müll!?

Update (31.03.10):
Inzwischen hat sich auch kletterszene.com mit einem sarkastischen Artikel zu dem Thema geäußert: „Wie verhalte ich mich draußen am Fels [Deppenlehrgang]“
 
Originalartikel:
Wie ich vor wenigen Tagen bei Thomas Hocke gelesen habe, hat wieder mal ein Grundstückseigentümer – wohl zurecht – die Nase voll:

„Die (…) Aalkorber Wände bei Nankendorf im oberen Wiesenttal zählen zu den beliebtesten Wänden des Frankenjuras. (…)
In letzter Zeit lassen Kletterer am Wandfuß vermehrt ihren Müll liegen. Inzwischen offensichtlich so viel, dass der Grundstückseigentümer die Geduld verloren hat. Beim nächsten Fehlverhalten in diese Richtung hat dieser versichert, das Grundstück einzuzäunen und das Klettern dort zu verbieten.“ (Quelle, Hervorhebung: kletterblog.info)

Einen weiteren Artikel zu dieser Problematik gibt es auf frankenjura.com.
 
„Dazu passend“ möchte man fast sagen, greift in Margalef, Spanien der Diebstahl um sich:

The bad thing is Iker was bolting a new route and someone has stolen the carabiners and the fixed rope hanging down. Is not the first case of thieves in Margalef. Some months ago, someone stole Daila Ojeda’s quickdraws of a route she was trying.
(Quelle, Hervorhebung: kletterblog.info)

Nun sind eigentlich alle, von denen ich bisher online Äußerungen zur Müll-Thematik gehört habe, eindeutig gegen solch rücksichtsloses Verhalten, das uns den Zugang zum Fels versperren kann! Auch alle „offline“-Kletterpartner haben dazu eine eindeutige Haltung – wer bleibt also übrig? Welche Untergruppe der Kletterer/Boulderer hält sich nicht an die einfache und sehr wenig Aufwand erforderliche Regel „keinen Müll hinterlassen + rücksichtsvoll sein“, wenn doch klar ist dass man damit die Grundstückseigentümer verärgert?
 

8 Gedanken zu „Felssperrung wegen Müll!?

  1. Pingback: Tweets that mention Felssperrung wegen Müll!? | kletterblog.info -- Topsy.com

  2. Ich nehme an es hat was mit der Klettersozialisation in der Halle zu tuen, mit einen Verständnis von Natur und Fels als bloßes Sportgerät und einer zunehmenden Proletarisierung des „Trendsport“ Kletterns, die durch eine schnelle Zu- und Abwanderung von „fitnessbegeisterten“ Horden mitgetragen wird. Das fängt bei der Vermüllung an und geht bis hin zum Exen-Klau und dem Einstieg in Projekte, die als solche eindeutig gekennzeichnet sind! Bald reicht es nicht mehr aus, Schlingen in den ersten Haken zu binden, man wird besser gleich die ersten zwei Bolts abschrauben und verschweißt das Kettenglied bei fixen Exen…

    • Ja, hast wohl recht dass es am Wandel der Kletterer als Gruppe liegt: Weg vom Individualisten/Exzentriker/etc.-Sport hin zum Fitnesstrend, womit das Publikum auch immer mehr zum Spiegel der Gesellschaft wird, so dass man sich darüber eigentlich nicht wundern dürfte. ABER ÄRGERN SCHON!!!
       
      Ich finde Kosten/Nutzen bzw. Kosten/Ärger stehen in keinem Verhältnis zueinander, minimaler Aufwand verhindert eine Felssperrung. Und dass manche Kletterer „es nicht besser wissen“ kann ich mir nicht vorstellen…
       
      Wenn die Halle der Stammkletterfels ist, und draußen nur ganz selten mal aufgesucht wird fehlt wie Du sagst wohl einfach dieses Verantwortungsgefühl, weil man selbst und andere den Fels auch später noch beklettern wollen dürfen…
       
      Nur wie lösen wir dieses Problem? DAV-Kletterschein für draußen? 😉
      Einen Kletterappell für Deutschland – alle Kletterführer verbieten?
      Oder klassisch mit „Fehlverhalten ansprechen“ und „in Kletterkursen sensibilisieren“ wie bisher was allem Anschein nach nicht wirklich toll funktioniert…?

  3. Ist das wirklich ein Phänomen jüngerer Zeit? Ich gehe seit über 20 Jahren regelmäßig in die Berge (zum Klettern aber erst seit kurzem), und Müll sah und sieht man immer mal in der Landschaft herumliegen, weil es eine handvoll Leute gibt, die aus persönlicher Bequemlichkeit (oder was auch immer) ihren Dreck einfach irgendwo hinwerfen. Genauso gibt es in Städten Leute, die nicht die Mülleimer benutzen, sondern die Straße. Vielleicht kommt das verstärkte Müllproblem am Wandfuß durch das starke Anwachsen der Kletterergemeinde zustande, weil dann auch bei geringem Anteil der „Vermüller“ deren absolute Zahl einfach zunimmt? Wenn Klettern in 10 Jahren vielleicht sogar olympisch wird, darf man mit weiterem Zuwachs rechnen.

    Ich bin da ein bisschen pessimistisch, was Lösungsmöglichkeiten betrifft, weil es immer Unbelehrbare geben wird.
    – Eine Maßnahme wäre, für den Klettersport nicht mehr zu werben, keine Schnupperkurse mehr anzubieten und keine publikumswirksamen Wettkämpfe mehr auszutragen. Will man das? 🙁
    – Felsen überwachen oder den Zugang einschränken.Benutzung nur gegen Gebühr, für die ein Felsblockwart angestellt wird. 🙁
    – Kletterführer verbieten ist auch eine Möglichkeit. Schon jetzt gibt es Klettergebiete, die nicht in Führer aufgenommen werden dürfen. 🙁

    Alles nicht so schön.

    – „Fehlverhalten ansprechen“ ist eigentlich eine gute Möglichkeit. Setzt aber ein bisschen Zivilcourage und Kommunikationsfähigkeit voraus. Damit sich Einsicht einstellt, sollte man dabei nicht unbedingt auf härtesten Konfrontationskurs gehen. 😉

    Übrigens finde ich es schon beklagenswert, wenn jemand erst die Androhung von Sanktionen braucht, um in der Natur keinen Müll zu hinterlassen. Das würde ich auch dann nicht tun, wenn ich das Gebiet niemals wieder in meinem Leben betreten würde. Und das, obwohl ich als Hallenkletterer angefangen habe. 😉

  4. Da kann ich dir nur zustimmen, die meisten Sanktionen würden nix bringen! Über kurz oder lang wird sich das Klettern aber eh in zwei Richtungen entwickeln, eine „olympische“ Sportdisziplin am Plastik (was die dann machen, bleibt in der Halle und ist mir somit egal) und eine eher felsorientierte Lebens- und Natureinstellung (mir fällt da kein passenderes Wort für ein). Und wenn sich die Bedingungen in den Gebieten (Hakenabstände nicht nach Hallennorm, heftigere Bewertungen) nicht radikal wandeln, wird ein Großteil dieser „Hallenfuzzis“ 🙂 ohnehin drinnen verweilen…oder wie es im climbing.de-Forum der Wollfi sagte: „Zieht ein paar Ringe, und das Problem legt sich von selbst“ – solange also künftige Erschließer nicht dem Indoor-Hakenabstand verfallen (übrigens noch so eine Frechheit, wie sich manche über zu wenige Bolts beklagen, die vermutlich noch nie eine Hilti in der Hand hatten), wird sich das Problem aussitzen lassen. Ein paar Mülltüten mit zum Fels zu nehmen und in heimischen Gebieten ein bisschen aufzuräumen könnte auch Anwohner und Gemeinden beruhigen….

    • Glaube leider nicht dass die „Hallenfuzzis“ (klettere selber viel in der Halle) uns den Gefallen tun werden und drinn bleiben – vor allem bei leicht erreichbaren Wänden ohne großen Zustieg / Wegfindung…
      Werden es dann immer mehr Kletterer (allg. Trend, Olympia…) verschärft sich die Situation meiner Meinung nach einfach immer weiter – denn den Klettersport unter den Teppich kehren und aus der Öffentlichkeit raushalten will niemand und Gebiete geheimhalten wie das Bouldern im FJ ist auch für die rücksichtsvollen Leute ein großes Ärgernis.
       
      Sieht also eher so aus als ob es ein ewiges Auf-und-Ab von „alles zumüllen“-Einstellung und „Leute seid vernünftig“-Appellen sein wird, gelegentlich mit ein paar Felssperrungen gewürzt… 🙁
       
      Mir fällt jedenfalls sonst keine Lösung ein…
       
       
      (PS: Wer will kann in den Kommentaren auch html benutzen, steht zwar nirgends dran funktioniert aber ^_^)

  5. Zum Thema Zuwachs und „Hallenfuzzis“, die nur in der Halle klettern, hier noch ein Artikel aus „Klettern“: http://www.klettern.de/community/vertical-life/kletterhallen-boom.380272.5.htm (hat Chris von Kletterfieber in anderem Zusammenhang ausgegraben).

    Demnach werden künftig noch mehr Hallen gebaut werden (in München wird beispielsweise die DAV-Halle Thalkirchen erweitert und eine komplett neue im Münchner Norden aufgestellt). Der DAV sieht diese auch als probates Mittel, um neue Mitgliedern anzuwerben. Und mehr Hallen führen offenbar zu mehr (und neuen) Kletterern, die sie nutzen. Einer DAV-Umfrage zufolge soll für 80% befragter Hallenbesucher indes das Naturerlebnis beim Klettern wichtig sein (fragt sich natürlich, wie repräsentativ die Umfrage ist).

  6. Pingback: Zum ersten Mal am Fels | KletterFieber

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