Buchbesprechung: DAV Trainingsskript Wettkampfklettern

Der Neueinsteiger in meiner Trainingsbibliothek ist das „Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern„. Da es soweit ich weiß ausschließlich per Internet zu beziehen ist, stelle ich es euch im Folgenden kurz vor. (Sollte die Verwendung der Covergrafik oder das Zitat der Beispielübung unerwünscht sein bitte ich um eine kurze Nachricht, siehe Kontakt.)

Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern

Buch: Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern (Copyright: Ressort Spitzenbergsport des DAV, München 2010)

Was steht drinn:
Von den ca. 70 Seiten des Buches sind

  • 10 Seiten allgemeine Informationen und Trainingsplanung sowie
  • 60 Seiten Übungen.

 
Der erste Teil ist im Grunde eine kurze Vorstellung des von Köstermeyer bereits auf klettertraining.de unter Trainingsplangrundlagen und Vorträge vorgestellten Modells der Trainingsplanung der Nichtlinearen Periodisierung. Als Hilfsmittel gibt es ein interaktives Tool zur Trainingsplangestaltung online. Der zweite Teil ist eindeutig der Schwerpunkt des Skripts und zeigt auf jeweils einer Seite (selten zwei oder drei) eine Übung fürs Klettertraining, die also gut kopiert und zum Training mitgenommen werden kann.
 
Die Aufteilung des zweiten Teils lautet

  • S. 12-47 Technik
    • S. 12-24 anstrengend
    • S. 26-39 mittel
    • S. 40-47 leicht
  • S. 49-72 Kondition
    • S. 49-55 Maximal- und Schnellkraft
    • S. 57-64 Kraftausdauer anaerob
    • S. 65 Kraftausdauer aerob
    • S. 66-72 Sonstiges (Dehnen, Warmup, …)

 
Beispielseiten
Hier wollte ich gerne 2 Beispielseiten veröffentlichen, auf eine Antwort von Wolfgang Wabel (DAV-Abteilungsleiter Sportklettern – Skibergsteigen – Leistungsbergsteigen) warte ich jedoch bisher vergeblich…
Bis dahin mal ein kurzer Auszug als Beispiel:
„Boulder Shoot Out: (…) Klettere mit einem gleichstarken Partner sechs bis zehn Boulder! Du hast je Boulder eine vorab festgelegte Anzahl von Versuchen (1 bis 3). Derjenige, der in dem Boulder mit den vorgegebenen Versuchen am weitesten kommt, bekommt einen Punkt, der andere keinen. (…) Bemerkungen: Sind die Partner nicht gleichstark muss ein Handicap vereinbart werden. Zum Beispiel über die Anzahl der Versuche oder ein geringes Zusatzgewicht. (…) Varianten: Das Gleiche funktioniert auch mit Routen. (…)“ (aus: „Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern“, S.19)
 
Positives

  • sehr breite Auswahl an Übungen, so wird das Training nie langweilig
  • das Planungstool auf klettertraining.de ermöglicht das einfache Aufstellen eines 4-Wochen-Plans
  • man kann sich einfach kurz vor dem Training 1-2 Übungen herauspicken

 
Negatives

  • nur ein einziger Beispieltrainingsplan
  • Infos zur Trainingsplanung nur rudimentär (Zusatzmaterial)
  • im Layout sind ein paar sehr grobe Schnitzer…
  • kein Inhaltsverzeichnis o.ä.

 
Neutrales

  • „lediglich“ eine Übungssammlung, man darf nicht zuviel erwarten
  • meine Meinung: etwas unhandliches Format, aber es ist ja auch ein „Skript“ und kein „richtiges“ Buch

 
Verbesserungsvorschläge

  • Inhaltsverzeichnis mit Liste zum Abhaken von Übungen wäre sinnvoll (selbermachen?)
  • das Layout muss dringend professionalisiert werden (der jetzige Stand ist selbst für absolute Laien eigentlich nicht vorzeigbar)

 
Fazit
Sicher nicht der neue heilige Gral im Klettertraining, aber eine solide Sammlung an Übungen um besser Klettern zu lernen. Wer das Werk auch als solches begreift, wird mit dem Skript einiges anfangen können. Viele der Übungen sind natürlich schon lange bekannt und auch einige davon online verfügbar (beispielsweise hier (pdf), meine Linksammlung, klettertraining.de, kletterkader.com). Der Teil zur Trainingsplanung ebenfalls (1, 2). Trotzdem als Zusammenfassung sehr praktisch und der Preis ist völlig in Ordnung (10 Euro plus Versand). Eine Zweitmeinung gibts hier.
 
Bezug
Im DAV-Onlineshop, aktuell jedoch vergriffen. An einer neuen Auflage wird angeblich gerade gearbeitet.
 
 

Lizenz zum Bouldern (Udo Neumann) – Review

Die „Lizenz zum Klettern“ war mein allererstes Buch zum Klettertraining! Da es außerdem seit langem als Standardwerk gilt, war ich seit der Ankündigung von „Lizenz zum Bouldern“ (und erst recht seit dem Video-Teaser) schon sehr gespannt was Udo Neumann sich alles hatte einfallen lassen! Besonders im Hinblick auf das kurz zuvor erschienene Buch „9 out of 10 climbers make the same mistakes“ von Dave MacLeod, von dem ich sehr begeistert war!
 
Die wichtigsten Fragen die Du zum Buch hast sind wahrscheinlich:

  • Was steht drinn?

 
und:

  • Soll ich mir das Buch kaufen? (=Nützt es mir was?)

 

Lizenz zum Bouldern - Frauen/Männer

Lizenz zum Bouldern - Frauen/Männer


 
Doch bevor es losgeht, wie lautet eigentlich der Anspruch des Buches? (Quelle: Udo Neumann, Hervorhebungen&Links: kletterblog)

„In jeder Halle und in jedem Film sieht man inzwischen neue Tricks im Umgang mit Schwung oder beim Einleiten der Bewegung. Lizenz zum Bouldern zeigt und beschreibt diese neuen Tricks.

„Für Grundlagen, wie etwa Hintergründe zur Trainingslehre, fand sich angesichts des Umfangs der neuen Entwicklungen in diesem Buch kein Platz, du findest diese in meinem Buch Lizenz zum Klettern!“

„Egal wie und wo du das Klettern an den kleinen Felsen betreibst, Lizenz zum Bouldern wird dich inspirieren. Viel Spaß damit!“

Was steht drinn:
In der Form von Bildern, Bildserien, Listen & Mindmaps finden sich Infos über:

  • Bouldern – was ist das, Fels/Plastik, wer bouldert, Ethik (~50 Seiten)
  • Wettkämpfe (~30 Seiten)
  • Geschlechts- und Altersunterschiede (~10 Seiten)
  • Boulderwissen (~25 Seiten)
  • Boulderkönnen (~55 Seiten)
  • Schwierigkeitsgrade, Griffmanipulationen und die Zukunft (~12 Seiten)

(grob am Inhaltsverzeichnis orientierte Aufzählung).
 
Sehr gut: Kann man das Buch nicht im Geschäft mal durchblättern, gibt es von Udo einige Beispielseiten online:

Lizenz zum Bouldern - Dynamische Bewegungsabfolgen

Lizenz zum Bouldern - Dynamische Bewegungsabfolgen


 
Lizenz zum Bouldern - Deine Hände

Lizenz zum Bouldern - Deine Hände


 
Soll ich mir das Buch kaufen? (=Nützt es mir was?)
Wer ein Buch zum Klettertraining sucht, dem empfehle ich einen Blick in meine Trainingsbücher-Liste – was Udo genauso sieht:
„Für Grundlagen, wie etwa Hintergründe zur Trainingslehre, fand sich angesichts des Umfangs der neuen Entwicklungen in diesem Buch kein Platz, du findest diese in meinem Buch Lizenz zum Klettern!“.
 
Lizenz zum Bouldern fällt für mich in eine andere Kategorie, die ich als „intuitiver Zugang zum Bouldern“ bezeichnen würde. Denn im Gegensatz zum Großteil der oben verlinkten Bücher, die jeweils mehr oder weniger Aspekte des Klettertrainings bzw. Bouldertrainings in schriftlich-analytischer Form beleuchten, assoziiert Lizenz zum Bouldern zu einem Thema (Bsp. „Schwung“), spickt diese Assoziationen mit Details, Erfahrungswerten & Meinungen und verdeutlicht diese dann mit weiteren erklärenden und kommentierten Bildern. Wer mit diese Art des Zugangs etwas anfangen kann, für den lohnt sich das Buch!
Empfehlen würde ich jedoch auf alle Fälle, vorher einen Blick auf die zahlreichen Beispielseiten zu werfen!
 
Der zweite gewichtige Kaufgrund sind die Bilder – man fühlt sich teilweise wie in einem Hochglanzmagazin (Climax-Style), was der Motivation und Begeisterung nochmal einen richtigen Schub verleiht! Da wünscht man sich glatt, die Seiten wären doppelt so groß!
 
Lizenz zum Bouldern - Bronx Rock Invitational

Lizenz zum Bouldern - Bronx Rock Invitational


 
Fazit:
Wer sein Wissen über das Klettertraining vertiefen möchte, sollte sich etwas anderes aussuchen.
Wer besser Bouldern (und damit natürlich auch Klettern) möchte, noch nicht im oberen Drittel der Schwierigkeitsskala unterwegs und eher ein „visueller Typ“ (O-Ton Udo) ist, dem kann Lizenz zum Bouldern wertvolle Impulse und zusätzliche Motivation liefern! Vor der Entscheidung aber auf jeden Fall die Beispielseiten anschauen!
 
Ich selbst habe aus Lizenz zum Bouldern nicht so viel mitgenommen, was wohl auch daran liegt dass ich mit englischem Text sehr gut zurecht komme und kurz zuvor bereits „9 out of 10 climbers make the same mistakes“ von Dave MacLeod gelesen habe, das für mich einfach ein bahnbrechendes Buch ist und mir viel zum Nachdenken über mein Klettern mitgegeben hat.
 
Würde ich es nochmal kaufen?
Ja! Allein schon die Bilder und die tolle Stimmung des Buches sind den Preis allemal wert!
 
Bezug:
Erhältlich bei den bergfreunden, bei Amazon (demnächst) und natürlich bei Udo!
 
 

Das Wichtigste zum Klettertraining

Update (März 2011): Köstermeyer, Korb, Matros – „Trainingsskript des DAV für das Wettkampfklettern“
 
Update (Juni 2010): Udo Neumann – „Lizenz zum Bouldern“
 
Da wahrscheinlich einige Artikel schon längst in der Versenkung des Archivs auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, hier die wichtigsten Artikel zum Klettertraining aus diesem Blog als Übersicht, Stand: März 2010. Nicht aufgeführt sind Artikel, die ich lediglich zitiert oder verlinkt habe.
 

Wissen ohne Ordnung ist nutzlos!

Wissen ohne Ordnung ist nutzlos!


 
Trainingsplanung:

 
Selber machen:

 
allg. Kraft:

 
Fingerkraft:

 
Bücher:

 
Welche Artikel waren eure Favoriten? Wozu habt ihr Fragen? Was würde euch interessieren?
Hat einer von euch vielleicht Lust einen Gastartikel über sein eigenes Training zu schreiben?
Wie gesagt, einer der Hauptgründe für dieses Blog war es, mit anderen ins Gespräch zu kommen
und mein Training zu reflektieren
Beiträge, Kommentare, Lob&Kritik sind also herzlich willkommen 😉
 

Training am Fingerboard (IK)

Nachdem ich den Hypertrophieteil (siehe auch Krafttraining) meines Trainingsplans abgeschlossen habe mache ich gerade mit dem IK-Teil weiter.
Dabei orientiere ich mich an Guido Köstermeyers Peak Performance und an Ben Moon, mache aber nicht so viel mit aufgestellten Fingern wie zweiterer, um vor allem mit dem offenen Griff besser zu werden.
 

Fingerboard Nummerierung

Fingerboard Nummerierung

Griffnummerierung:
Von oben nach unten und außen nach innen (da das Fingerboard symmetrisch ist), also 1 = der große Griff, 2 = der Sloper, 3 = die mittelgroße 90° Leiste, 4 = die kleine 90° Leiste, 5 = die mittelgroße abgerundete Leiste. Den Sloper ganz in der Mitte und das Fingerloch darunter benutze ich (noch) nicht.

IK (Intramuskuläre Koordination, Rekrutierung)
Das folgende Trainingsprogramm ist auf mich persönlich zugeschnitten – es 1:1 zu übernehmen macht eher wenig Sinn.
Passt es sowohl an euer Fingerboard, eure Fingerkraft wie auch an eure zur Verfügung stehende Zeit an!
Anschließend mache ich noch ein paar kurze Klimmzugübungen und etwas für die Körperspannung. Insgesamt dauert dieses Programm etwa anderthalb Stunden plus Aufwärmen.

Fingerboard IK: PB kg kg kg
10min Warm-Up
10min Pause
5s halten + 3min Pause, jeweils 3x pro Griff:
front 3 (Griff 5) (links)        
front 3 (Griff 5) (rechts)        
back 3 (Griff 1) (links)        
back 3 (Griff 1) (rechts)        
front 2 (Griff 5) (beide)        
back 2 (Griff 1) (beide)        
mid 2 (Griff 5) (beide)        
open (Griff 2) (links)        
open (Griff 2) (rechts)        
½ crimp (Griff 5) (links)        
½ crimp (Griff 5) (rechts)        
½ crimp (Griff 3) (beide)        
5-8min Pause
Allg. Kraft & Körperspannung, jeweils 3min Pause:
Beinheben: 3x6WH
lockoff 90° an 1 Arm (2ter unterstützt): 3x5s
Hangwaage: 3x5s
einarmiger KZ (2ter unterstützt): 2x2WH
Warm Down

Anmerkungen:
PB = Personal Best, also euer bisheriges Maximum als Vergleich.
kg: Um eure Fortschritte zu messen empfiehlt es sich eine Analogwaage zu benutzen – so seht ihr, wieviel kg Entlastung ihr schon schafft.
Die Belastung sollte bei 100% (also dem Maximum) liegen! Deswegen ist Aufwärmen auch so wichtig!
Hängeübungen nur links und nur rechts mache ich natürlich direkt nacheinander, das spart Zeit.
Mit den größten Griffen anfangen! Erst wenn man die Hänger sicher jedes Mal schafft und danach nicht völlig am Ende ist sollte man zu kleineren Griffen übergehen.
Natürlich müsst ihr die gewählten Griffe an das Board anpassen, das ihr zu Verfügung habt.
Und wenn ihr merkt, dass ihr in einer bestimmten Griffart Defizite habt macht es natürlich Sinn da mehr Zeit drauf zu verwenden!

Fortschritte:
Ich selbst habe für mich eine kleine Tabelle erstellt, anpassen+ausdrucken+ausfüllen!
Falls ihr schon hängen könnt schreibt statt der Entlastung einfach die Sekundenzahl hin.
Wenn ihr 3x5s sicher schafft könnt ihr die Belastung langsam erhöhen (kleinere Griffe, einarmig, Zusatzgewicht).

Trainingsplan Vorlage: Als ods, pdf oder xls

Ergänzungen:
Was ich in meinem Blog veröffentliche sind meine eigenen Erfahrungen und Schlüsse, die ich aus der vorhandenen Informationsflut ziehe – ich gebe keine Garantie für Erfolg, aber für Ehrlichkeit und Transparenz!
In diesem Sinne viel Spaß beim Trainieren, noch viel mehr Spaß beim Genießen der Trainingserfolge und wärmt euch gut auf denn Verletzungen sind doof 😉

relevante Links: